Langzeitarbeitslose nachhaltig vermitteln: Darauf sollten Sie achten

Die Wiedereingliederung langzeitarbeitsloser Menschen in den ersten Arbeitsmarkt ist eine Aufgabe, die Bildungsträgern Geduld abverlangt: Von der Kompetenzerhebung über die Vorbereitung auf eine Festanstellung bis hin zur Vermittlung an passende Unternehmen und Arbeitsplätze – Pädagogen investieren Zeit und Energie, um Klienten und die Klientinnen beruflich gut unterzubringen.

Oft ist es dabei sehr schwierig, Klienten und Klientinnen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Oder das endlich begonnene Beschäftigungsverhältnis ist nur von kurzer Dauer, zum Beispiel, weil der neue Mitarbeiter oder die neue Mitarbeiterin den Anforderungen der Arbeitsstelle nicht gewachsen ist.
Da kann schon einmal die Frage aufkommen: Kann man hier Einfluss nehmen? Gibt es Faktoren, die ehemals langzeitarbeitslosen Mitarbeitern eine bessere Arbeitsperspektive verschaffen? Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass dies tatsächlich möglich ist, teilweise bereits während der Qualifizierungsphase bei der Bildungseinrichtung.
Wir zeigen Ihnen, welche Stellschrauben demnach wichtig sein könnten, damit die nächste Festanstellung Ihrer Klientinnen und Klienten unter einem möglichst guten Stern steht.

 
 

Arbeitsstelle finden: Eigenverantwortung stärken

Auch wenn sie im Jobcenter gut betreut sind: Die Verantwortung für die Suche nach einem Arbeitsplatz sollten arbeitslose Menschen nicht an andere abgeben, sondern sich auch selbst aktiv daran beteiligen.
Gerhard Krug, Mark Trappmann (beide vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB))  und Christof Wolf (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) haben untersucht, welchen Einfluss auf den Erfolg hierbei die sozialen Kontakte der arbeitsuchenden Personen haben:
Unterstützen Freunde und Bekannte bei der Jobsuche, hat dies überraschenderweise keinen Einfluss auf die Beschäftigungschancen. Anders jedoch, wenn sie ihren langzeitarbeitslosen Freunden bei der Bewältigung von Alltagsproblemen helfen – dies wirkt sich positiv auf deren Beschäftigungschancen aus.
Auch erhöht die Mitgliedschaft in freiwilligen Vereinigungen wie Sport- oder Kirchenvereinen indirekt die Jobchancen langzeitarbeitsloser Personen. Dabei ist die Art der Organisation unerheblich - die soziale Unterstützung, die sich Mitglieder untereinander zuteilwerden lassen, steht im Vordergrund.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass Maßnahmen, in denen sich Langzeitarbeitslose unter Anleitung von geschultem Personal gegenseitig motivational und emotional unterstützen, sowie die Ermutigung zum Beitritt in Vereine eine positive Auswirkung auf die Jobsuche haben könnten – Anregungen, die mit wenig Aufwand umsetzbar sind und denen Bildungsträger innerhalb ihrer Maßnahmen eine Chance geben könnten.
Quelle: Krug, Trappmann, Wolf: Mitgliedschaften in Vereinen und Hilfe bei Alltagsproblemen können Jobchancen erhöhen. IAB-Kurzbericht 22/220, abrufbar im Internet unter https://www.econstor.eu/handle/10419/234203

Arbeitsstelle behalten, Jobstabilität stärken - schon während der Maßnahme

Matthias Umkehrer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist der Frage nachgegangen, wie sich unterschiedliche Merkmale einer neu begonnenen Beschäftigung auf eine nachhaltige Integration von Langzeitarbeitslosen auswirken.
Laut den Studienergebnissen weisen ehemals langzeitarbeitslose Personen, die eine Berufsausbildung oder eine stabilere Erwerbshistorie aufweisen können, eine höhere Beschäftigungsstabilität auf.
Um auch Arbeitnehmer ohne Ausbildung zu einem stabileren Arbeitsverhältnis zu verhelfen, könnten berufsbegleitende Weiterbildungen einen Versuch wert sein.
Auch scheinen größere Betriebe die Wahrscheinlichkeit für ein stabiles Arbeitsverhältnis zu erhöhen – möglicherweise, weil den Mitarbeiter dort auch ein größeres Netzwerk an Kontakten und somit mehr Optionen für eine Weiterbeschäftigung zur Verfügung stehen.
Hinsichtlich der Beschäftigungsdauer scheint für die Wiedereingliederung eine Teilzeit-Tätigkeit die richtige Wahl zu sein. Weder ein Mini-Job noch eine Vollzeit-Beschäftigung (möglicherweise zu anspruchsvoll) erreichen gleich hohe Werte für die Jobstabilität.
Die Zufriedenheit mit der Tätigkeit sowie die Wertschätzung durch Vorgesetzte sind vielversprechender Einflussgrößen für eine langfristige Beschäftigung.
Bereits während der Qualifizierung beim Bildungsträger könnte demnach auf die arbeitsbezogenen Bedürfnisse, z.B. hinsichtlich Interessen und Arbeitsbedingungen, der Klienten eingegangen werden.

geva-Tipp: Diese können mit einer entsprechenden Diagnostik und einem nachfolgenden Feedback-Gespräch unkompliziert erhoben werden.

 
Daten und Fakten zur Studie
In die Untersuchung wurden Daten von 5.486 langzeitarbeitslosen Personen aufgenommen.

Hinsichtlich der Beschäftigungsdauer unterscheidet der Autor zwischen zwei Kriterien:
Jobstabilität: Arbeitsverhältnisse, die von den Befragten nach mindestens einjähriger Arbeitslosigkeit neu aufgenommen wurden und länger als zwei Jahre fortbestehen.
Beschäftigungsstabilität: Beschäftigungsverhältnisse, die innerhalb von zweieinhalb Jahren seit Beginn des ersten Arbeitsverhältnisses aufgenommen wurden und in Summe mehr als zwei Jahre bestehen.

Bei den Merkmalen Erwerbshistorie, Lohnzufriedenheit, Umgebungsbedingungen und Zufriedenheit mit der Tätigkeit fand der Autor deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten für eine Einflussnahme auf die Jobstabilität vor.

Die Untersuchung der isolierten Zusammenhänge dieser Merkmale auf die Job- bzw. Beschäftigungsstabilität erfolgte anhand von Wahrscheinlichkeitsmodellen.
 
 
Quelle: Matthias Umkehrer (2020): Wiedereinstieg nach Langzeitarbeitslosigkeit. Welche Arbeitsverhältnisse sind stabil, welche nicht? IAB Kurzbericht 15/2020. Abrufbar im Internet unter: https://www.econstor.eu/handle/10419/234203

Für die richtige Arbeitsstelle entscheiden: Welche Jobs haben Zukunft?

Im Zeitalter von Wirtschaft 4.0 werden immer mehr Tätigkeiten von Maschinen ausgeführt – was vor allem für niedrigqualifizierte Berufe, in die langzeitarbeitslose Menschen oft vermittelt werden, eine Gefahr darstellt.
Hat der gewünschte Job Zukunft? Diese Frage beantwortet der Job-Futuromat des IAB: Nach Eingabe einer Berufsbezeichnung zeigt er nicht nur den derzeitigen Automatisierungsgrad an, sondern lässt auch eine individuelle Anpassung des Tätigkeitsprofils zu.
Eine gute Möglichkeit auch für Bildungsträger, interessante Berufe erst einmal hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit auszuloten – auch im Beratungsgespräch gemeinsam mit dem Klienten.
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