Aktiv die (geschäftliche) Zukunft gestalten durch Eigeninitiative – so geht's

Ausschreibungen, Fördermittel, Maßnahmen – in vielen Bildungseinrichtungen liegt der Schwerpunkt darauf, sich um meist standardisierte Förderprogramme zu bewerben und die gewonnenen Aufträge zu erfüllen.
Eigenen Gestaltungsspielraum bieten diese meist wenig.
Doch es geht auch anders: Werden Sie selbst aktiv! Gehen Sie von sich aus auf potenzielle Auftraggeber zu und lernen Sie deren Bedürfnisse aus erster Hand kennen - um genau angepasste Projekte auf die Beine zu stellen, die zielgerichtet Verbesserung bringen.
Wie so etwas gehen kann, zeigt biema – beruflich richtig platziert aus Baden-Württemberg. Um gegen den akuten Fachkräftemangel in der Region vorzugehen, rief sie gemeinsam mit dem ebenfalls in Baden-Württemberg ansässigen GVO (Gewerbeverband Oberzentrum) eine Fachtagung ins Leben und brachte Arbeitgeber aus verschiedensten Branchen an einen Tisch.
Das Ergebnis: Viele konstruktive Lösungsansätze, ein gestärktes Netzwerk und eine gefestigte Position als Bildungsanbieter mit zukunftsweisenden Ideen, der als zuverlässiger Partner die Probleme der Region mit den richtigen Mitteln angeht.

In unserem Blogbeitrag sprechen die Initiatoren über Planung und Durchführung der Fachtagung. Und über die wirtschaftliche Bedeutung solcher Events für eine Region.

 

Fachkräftemangel: (K)ein Problem?

Auf der Fachtagung ging es unter anderem um die Beantwortung genau dieser Frage. Die Veranstaltenden hatten sich zum Ziel gesetzt, auf die individuellen Problemstellungen einzugehen, mit denen sich die regionalen Unternehmen im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel konfrontiert sehen, sowie umsetzbare Impulse zu geben, praktische Hilfestellung zu leisten und Unternehmen in direkten Austausch miteinander zu bringen.


Zehn Expertinnen und Experten boten den Teilnehmenden in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion Einblicke in verschiedenste konstruktive Handlungsansätze, um das Problem „Fachkräftemangel“ in den Griff zu bekommen.


Damit eine Fachtagung einen wirklichen Mehrwert für alle Beteiligten bringt, sind Organisation und Durchführung mit einigem Aufwand verbunden. Hat sich die Mühe gelohnt?

 

„Die Rückmeldungen waren durchweg sehr positiv. Kontakte der Redner, Berater und Bildungsträger zu Firmen sind entstanden, das Bewusstsein für Lösungen zum Thema Fachkräftemangel wurde geschärft und das Thema Qualifizierung wieder ein Stück nach vorne gebracht."

Jasmin Biermann-Gässler
 
Jasmin Biermann-Gässler
Jasmin Biermann Gaessler geva Blog
ist Geschäftsführerin von biema – beruflich richtig platziert.

Das Placement-Unternehmen ist für Menschen, Unternehmen und Institutionen der richtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, Menschen jeden Alters zu unterstützen, die sich situativ oder präventiv bei der Entwicklung ihrer beruflichen Laufbahn helfen lassen wollen.
Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Villingen-Schwenningen. Biema unterhält drei weitere Standorte in Singen, Rottweil und Donaueschingen.
Biema setzt verschiedene geva-tests aus dem Angebot für Bildungsträger standardmäßig bei allen Klienten spezifisch nach Zielgruppen ein.
Zur Website von biema
 
 
 

geva-institut: Frau Biermann-Gässler, wie sind Sie auf die Idee zu dieser Veranstaltung gekommen?


Jasmin Biermann-Gässler: Aufgrund meiner aktiven Mitgliedschaft im GVO (Gewerbeverband Oberzentrum) mit über 400 Firmenmitgliedern und meiner dortigen ehrenamtlichen Position als sogenannte Teamleiterin des “Team HR” finden dort häufig Meetings mit Personaler:innen und Bildungsvertreter:innen statt. Dort machen wir immer wieder eine Themenabfrage. Alle Themen, die genannt werden, sollten idealerweise behandelt werden.
So initiierten wir eine Veranstaltung durch den GVO in Kooperation mit biema und vielen anderen Mitgliedern, die einen Beitrag leisten konnten, um allen Themen gerecht zu werden nach dem Motto: “Von Mitgliedern für Mitglieder”. Die Themen, die wir nicht aus dem GVO bedienen konnten, holten wir über unser Netzwerk dazu. Außerdem nahmen wir alle Stakeholder des regionalen Arbeitsmarktes mit ins Boot. Dazu zählten die Agentur für Arbeit, die IHK und HWK, die Südwestmetall, die IG Metall, Bildungsträger der Region, Netzwerk Fortbildung, die Wirtschaftsförderung der Stadt VS und die des Schwarzwald- Baar-Kreises.

 

Welches Ziel haben Sie mit der Veranstaltung verfolgt?


Hauptziel war es, die verschiedenen Themen anzureißen und den Personalverantwortlichen die Chance zu geben, aktuelle und funktionierende Praxistipps mitzugeben und Abkürzungen zu finden, Wissen schneller zu bekommen sowie ein weiterführendes Netzwerk zu spinnen.


Was haben Sie sich als Organisator/Bildungsträger von der Veranstaltung erhofft?


Ein Event, das von den Mitgliedern wertgeschätzt wird, das weiterempfohlen wird, Aufmerksamkeit für uns als Organisator und als Träger, ein noch engeres Netzwerk zu stricken sowie alle zusammen zu bringen. Wissen zu teilen und zu bündeln, neues anzuschieben und ggf. auch dadurch für uns und andere Aufträge generieren. Und natürlich praxiserprobte Erfahrungswerte im Umgang mit Fachkräften.


Ziel erreicht – was hat die Veranstaltung gebracht? Sind schon positive Effekte zu bemerken, oder rechnen Sie eher mit langfristiger Wirkung?


Schon die Rückmeldungen der Feedbackbögen, aber auch die persönlichen Rückmeldungen waren alle durchweg sehr positiv. Kontakte der Redner, Berater und Bildungsträger zu Firmen sind entstanden, das Bewusstsein für Lösungen zum Thema Fachkräftemangel wurde geschärft und das Thema Qualifizierung wieder ein Stück nach vorne gebracht.


Wie hoch war der Aufwand, die Fachtagung zu planen und zu organisieren?


Sehr hoch. Eine solche Veranstaltung wie wir sie gemacht haben, ist schon auf einem höheren Level anzusiedeln. Zum einen, weil wir 10 Speaker/-innen mit Expertenstatus da hatten, zum zweiten, weil wir eine Minimesse mit Trägern und Kooperationspartner initiiert hatten, aber auch, weil es Verpflegung von morgens bis abends gab und auch die Veranstaltungstechnik mit Headsets, Boxen, Bühne und Video-Aufzeichnung organisiert werden musste. Zudem wurde im Vorfeld ein ausführliches Programmheft mit Aufschrieboption und als Highlight ein selbstgebautes Selbsthilfetool, das wir mit allen Speakern im Vorfeld aufgebaut hatten, entwickelt.


Würden Sie eine solche Veranstaltungen auch anderen Bildungsträgern für Ihre eigene Wirtschaftsregion empfehlen?


Ja, aber nur wenn es eine ernstgemeinte Gemeinschaftsveranstaltung ist, wo alle einen Mehrwert haben, also win win win… aber einer als Organisator den Hut auf hat. Ohne das Netzwerk GVO, IHK und HWK sowie die Wirtschaftsförderungen hätten wir sicherlich nicht einen solchen Zulauf von Menschen gehabt. Die Räume waren maximal gefüllt.


Planen Sie eine Wiederholung?


Tatsächlich sind wir in der Überlegung. Ein Vertiefungsprogramm für die zehn Themen ist bereits vorbereitet, dann aber als Seminartag mit viel Fach-Input.
Was würden Sie beim nächsten Mal ggf. anders machen?
Längere Pausen für mehr Zeit zum Netzwerken und statt Papierfeedback eine Rückmelde- und Stimmungs-App bauen/ kaufen.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Biermann-Gässler


„Grundsätzlich gilt für die Bildungseinrichtungen das Gleiche wie für alle Dienstleistungsangebote: Wer Antworten auf die Probleme der Zeit hat, hat auch gute Chancen, damit bei denen gut anzukommen, die davon profitieren können.“

Carsten Dörr

 
Carsten Dörr
Carsten Doerr GVO geva Blog
ist Geschäftsführer des GVO (Gewerbeverband Oberzentrum).
 
Der GVO, gegründet 2009, ist ein aus der Mitte der Wirtschaft heraus agierendes Unternehmernetzwerk sowie eine unabhängige und neutrale Kommunikationsplattform für Unternehmen in Villingen-Schwenningen und der Region. Satzungsgemäßes Ziel ist die nachhaltige Vertretung der Interessen der Mitglieder auf lokaler und regionaler Ebene.
 
 
 

geva-institut: Herr Dörr, der Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) hat die Veranstaltung „Fachkräftemangel (k)ein Problem!?“ zusammen mit biema - beruflich richtig platziert und verschiedenen anderen Kooperationspartnern initiiert. Welche Bedeutung haben derartige Veranstaltungen aus Ihrer Sicht für die Region?

 

Carsten Dörr: Dass solche Events wichtig sind, steht für uns außer Frage: Sie bieten eine Plattform zur umfassenden Information dazu, was man als Unternehmen tun kann, um solche akuten Herausforderungen in den Griff zu bekommen bzw. mit ihnen adäquat umzugehen.

 

Wie wichtig war die Fachtagung im Hinblick auf das gemeinsame Ziel, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

 

Einen Fachkräftemangel solchen Ausmaßes hat die Region sicherlich seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt, und dass es sich keineswegs nur um ein regional begrenztes Problem handelt, macht die Herausforderung eher größer. Dass wir dazu ein regionales Format angeboten haben, liegt natürlich dann auf der Hand, wenn man Dienstleister aus unterschiedlichsten Bereichen vorstellen kann, die für die Unternehmen in der Region einen echten Beitrag in der Bewältigung dieser Krise zu bieten haben. Das Praxisforum Personal zum Thema Fachkräftemangel hat unserer Meinung nach genau das geleistet: aufzeigen, welches Know-how in der Region verfügbar ist, welche Dienstleistungen nützlich sind und wie man sie sich für den eigenen Unternehmenserfolg erschließt. Die Resonanz der rund 80 Teilnehmenden unterstreicht den Bedarf auf regionaler Ebene, finden wir.

 

Welche Aufgaben und Chancen sehen Sie in diesem Zusammenhang für die Bildungseinrichtungen aus der Region?

 

Grundsätzlich gilt für die Bildungseinrichtungen das Gleiche wie für alle Dienstleistungsangebote: Wer Antworten auf die Probleme der Zeit hat, hat auch gute Chancen, damit bei denen gut anzukommen, die davon profitieren können. Qualifizierung ist keine einseitige Aufgabe, die betrifft sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es kommt darauf an, die richtigen Angebote zu definieren und zu kommunizieren, aber eben auch, die Notwendigkeit bei sich selbst zu erkennen, dass man etwas tun muss. Wer diese Chance sinnvoll nutzt, hat im Ringen um Fachkräfte die besseren Karten – oder findet als besser qualifizierte Bewerber*in noch mehr Möglichkeiten vor, sich den Job zu sichern, von dem man schon lange geträumt hat, inklusive guter Rahmenbedingungen. Da sind die Arbeitnehmer*innen aktuell in einer starken Verhandlungsposition: Wer etwas zu bieten hat, kann auch etwas erwarten.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dörr